Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Kegelrobbenkolonie auf Helgoland
Putzige Bewohner – Kegelrobben werden sehr gern von den Besuchern des Parks beobachtet

Kein Nationalpark zwischen dem Nordkap und Sizilien ist größer: Das Wattenmeer zwischen dem niederländischen Den Helder und Esbjerg in Dänemark ist die größte zusammenhängende Wattlandschaft der Welt und eines der letzten Gebiete in Europa, in der die Natur weitgehend unbeeinflusst von menschlichen Eingriffen existieren kann. Bereits in den 1980er Jahren erkannten die Küstenländer seine besondere Bedeutung. So wurden im Abstand von nur wenigen Jahren 1985 das schleswig-holsteinische Wattenmeer, 1986 das Niedersächsische Wattenmeer und 1990 das Hamburgische Wattenmeer zum Nationalpark erklärt. Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist dabei ein Schutzgebiet im schleswig-holsteinischen Teil des Wattenmeeres. Er umfasst ein Gebiet von der deutsch-dänischen Seegrenze bis zur Elbmündung. Die nordfriesischen Geestkern-, Marscheninseln und Halligen gehören ebenfalls mit dazu. Das Watt kann dabei eine maximale Breite von 40 km erreichen. Mit einer Fläche von 4.410 qkm handelt es sich auch um den mit Abstand größten Nationalpark in Deutschland. Etwa 68 % der Fläche liegen dauerhaft unter Wasser, 30 % fallen periodisch trocken. Seit 1990 ist der Nationalpark zusammen mit den nordfriesischen Halligen ein von der Unesco anerkanntes Biosphärenreservat sowie Unesco-Weltnaturerbe.

Im schleswig-holsteinischen Teil sind als Besonderheit ungewöhnlich viele Schweinswale, Brandgänse und Seegräser zu finden. Nationalpark-Ranger, Wattführer sowie Mitarbeiter von Naturschutzverbänden informieren die Besucher über alle Sehenswürdigkeiten dieses Nationalparks, die jedes Jahr in über 5.000 Exkursionen entdeckt werden können.

Fauna im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Im Naturpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer gibt es insgesamt 2.500 Tierarten. 250 der Tierarten sind im Wattenmeer endemisch. Die Vogelwelt des Nationalparks ist mit den anderen Wattgebieten vergleichbar. Zehn Millionen Zugvögel kann man hier im Laufe des Jahres treffen. Schleswig-Holstein ist damit das vogelreichste Gebiet Europas. Hier kann man Schweinswale, Seehunde und auch Kegelrobben finden.

Der Kormoran

Der Kormoran (Phalacrocorax carbo) ist eine Vogelart aus der Familie der Kormorane (Phalacrocoracidae). Der Kormoran lebt in großen Teilen Europas, Asiens und Afrikas, auch in Australien und Neuseeland sowie in Grönland und an der Ostküste Nordamerikas. Früher wurden Kormorane in China und Japan zum Fangen von Fischen gezähmt, was auch heute noch praktiziert wird. Dank eines Halsring wird so das Schlucken der Fische verhindert. Sie werden nach dem Fang auf dem Boot wieder ausgespuckt.

Der Seehund

Der Seehund (Phoca vitulina) ist eine in allen nördlich-gemäßigten Meeren verbreitete Robbe aus der Familie der Hundsrobben. Den Seehund kann man von der Nordsee über den Atlantik und Pazifik bis nach Südjapan treffen. Er ist das bekannteste Wasserraubtier in Nordeuropa. Ein Grund dafür ist, dass man ihn von den Sandbänken aus gut beobachten kann. Seehunde leben außerdem auf Inseln, Felsen und manchmal sogar auf Eis. Die meiste Zeit halten sich die Seehunde in Küstengewässern auf. Dort können sie nach Fischen jagen. Der weltweite Bestand des Seehundes wird von der Weltnaturschutzunion in der Roten Liste gefährdeter Arten als nicht gefährdet bezeichnet. In Deutschland gilt der Seehund in der nationalen Roten Liste als „gefährdet“.

Die Zwergseeschwalbe

Die Zwergseeschwalbe (Sterna albifrons) ist mit einem Gewicht von 45 g und einer Länge von 20 cm die kleinste und bei uns seltenste Seeschwalbe. Sie führt wie die meisten Seevögel eine monogame Saisonehe. Einige Vögel bleiben über viele Jahre verpaart. Die Zwergseeschwalben ernähren sich in den Flachwasserbereichen vor der Küste und auch in langsam fließenden Flüssen. Die Nahrung besteht aus kleinen Fischen, Krebstieren, Muscheln, Schnecken und manchmal auch aus Insekten. Die Zwergseeschwalbe ist in Europa, Asien, Nordamerika, Australien verbreitet. In Europa ist sie an allen südlichen und westlichen Küsten – nördlich bis nach Südskandinavien/ Finnischer Meerbusen zu treffen. In Deutschland gilt die Art in der Roten Liste als vom Aussterben bedroht

Die Kegelrobbe

Die Kegelrobbe (Halichoerus grypus) ist neben dem Seehund die zweite an deutschen Küsten verbreitete Robbenart und ist das größte freilebende Raubtier Deutschlands (bis zu 300 kg). Kegelrobben kann man von Seehunden schon anhand ihrer Größe unterscheiden, weil sie doppelt so lang und bis zu dreimal so schwer sind. Kegelrobben können bis zu 140 Meter tief tauchen, ein Tauchgang kann ca. 20 Minuten dauern. Die Ostsee-Kegelrobbe (H. g. balticus) gilt als eigenständige Unterart. Die Lebenserwartung beträgt meistens zwanzig Jahre, in seltenen Ausnahmefällen bis zu 46 Jahre. In Deutschland gehört diese Art zur Roten Liste und wird als sehr gefährdet beurteilt. Die Länder Schleswig-Holstein, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern stellen sie in ihren Roten Listen als gefährdete Wandertiere dar.

Die Brandgans

Die Brandgans (Tadorna tadorna) ist eine Art aus der Familie der Entenvögel, die zur Unterfamilie der Halbgänse (Tadorninae) gehört. Halbgänse ähneln in ihrem Habitus Gänsen, sie haben jedoch auch Merkmale, die eigentlich für Enten charakteristisch sind. Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 4,5 Jahren. Die Brandgans ist in Deutschland vorwiegend Brutvogel im Küstengebiet und auf den Inseln der Nordsee und der westlichen Ostsee anzutreffen.

Der Seeadler

Der Seeadler ist ein sehr großer Greifvogel aus der Familie der Habichtartigen aus Mitteleuropa. Seeadler erreichen eine Körperlänge von 74 bis 92 cm und eine Flügelspannweite von 193 bis 244 cm. Der Seeadler ernährt sich vor allem von Fischen und Wasservögeln. Seeadler wurden im Rahmen der allgemein praktizierten Verfolgung aller Greifvögel ab Mitte des 17. Jahrhunderts intensiv verfolgt. Sie wurden bis Anfang des 20. Jahrhunderts in Westeuropa ausgerottet. Bis 1993 galt der Seeadler als „gefährdet“, ab 2005 wurde er auf „nicht gefährdet“ heruntergestuft.

Der Schweinswal

Der Gewöhnliche Schweinswal (Phocoena phocoena) lebt in den seichten, kalten und subarktischen Küstengewässern. Ihn kann man unter anderem im Schwarzen Meer, in Nordwestafrika und dem Osten Nordamerikas, sowie in den amerikanischen und asiatischen Küstengewässern des Nordpazifik treffen. Der Schweinswal kann bis zu 2 Meter Körperlänge erreichen. Er ernährt sich hauptsächlich von Fischen, manchmal auch von Schnecken, Tintenfischen und Krebstieren. Die Tagesportion eines Schweinwales beträgt ca. 4,5 Kilogramm Fisch. Im Jahr 2005 lag der Bestand in der Nordsee bei ca. 231.000 Tieren. In der östlichen Ostsee sind es weniger als 600 Tiere.

Der Wanderfalke

Der Wanderfalke ist ein Greifvogel aus der Familie der Falken und zählt zu den größten Vögeln der Familie. Wanderfalken kann man auf allen Kontinenten außer auf Antarktika finden und ist der verbreitetste Vogel der Welt. Sie haben auch die meisten größeren Inseln besiedelt. Der Wanderfalke fehlt nur auf den Inseln Neuseelands, der Karibik und auf Island. Wanderfalken wurden seit Ende des 19. Jahrhunderts intensiv verfolgt. Die Gesamtpopulation des Wanderfalken beträgt heute 10.000 bis 100.000 Tiere. Die Population wird für stabil gehalten und als „nicht gefährdet“ eingestuft.

Flora im Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer

Der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer ist der größte Nationalpark Deutschlands und wurde 2008 als Unesco-Weltnaturerbe anerkannt. Pflanzen, wie z.B. Sonnentau, Wollgras, Schilf, Lungen-Enzian und Löwenzahn fühlen sich hier heimisch.

Die Sonnentau

Die Gattung Sonnentau (Drosera) gehört zur Familie der Sonnentaugewächse (Droseraceae). Man kann ca. 200 Arten unterscheiden. Der Sonnentau ist die bekannteste fleischfressende Pflanze. Sie ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die eine Wuchshöhe bis zum 1 Meter erreichen kann. Aber auch Längen von bis zu 3 Meter sind möglich. In Europa kommen nur drei Arten vom Sonnentau vor: der Langblättrige Sonnentau, der Rundblättrige Sonnentau und der Mittlere Sonnentau. In Deutschland sind alle heimischen Arten unter Naturschutz.

Echtes Tausendgüldenkraut

Echtes Tausendgüldenkraut ist eine formenreiche Pflanzenart in der Gattung der Tausendgüldenkräuter (Centaurium). Das Tausendgüldenkraut kommt in fast ganz Europa und Teilen Asiens vor. Die Pflanze kann man in trockenen Standorten mit viel Sonne finden. Dazu gehören z.B. Wegränder, Waldböden, Halbtrockenrasen oder trockene Wiesen. Echtes Tausendgüldenkraut wurde früher in der Volksheilkunde bei Lebererkrankungen und bei Fieber verwendet. Die Pflanze hat einen hohen Anteil an Bitterstoffen, deshalb wird sie als appetitanregendes und verdauungsförderndes Mittel angewendet.

Das Wollgras

Wollgräser (Eriophorum; Name: griech. érion – Wolle, phoréein – tragen) sind eine Gattung innerhalb der Familie der Sauergrasgewächse (Cyperaceae). Im Sommer besiedelt das Wollgras das Moor. Die Blüten des Wollgrases sind unscheinbar. Zur Gattung gehören 18 Arten mit zahlreichen Unterarten, die in verschiedenen Ländern vorkommen.

Der Lungen-Enzian

Der Lungen-Enzian (Gentiana pneumonanthe) gehört zur Gattung der Enziane (Gentiana). Der Lungen-Enzian ist eine mehrjährige krautige Pflanze, die bis ca. 40 cm Höhe erreichen kann. Er blüht von Juli bis September. Es wird behauptet, dass die Pflanze eine Heilwirkung gegenüber Lungenkrankheiten hat, deshalb trägt sie den Namen „Der Lungen-Enzian“. Der Lungen-Enzian kommt in fast ganz Europa, Asien und im Kaukasus vor. Diese Art ist durch Trockenlegung von Feuchtwiesen und -heiden sowie durch Intensivierung der Grünlandwirtschaft stark gefährdet. In Deutschland gilt der Lungen-Enzian als „gefährdet“ und regional als „stark gefährdet“.

Der Gewöhnliche Strandflieder

Der Gewöhnliche Strandflieder (Limonium vulgare), auch Halligflieder genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Bleiwurzgewächse.

Der Gewöhnliche Strandflieder ist eine kennzeichnende Pflanzenart der Salzwiesen. Sein Hauptvorkommen besitzt er in Salzpflanzenfluren. Er kann auch in Spalten im Spritzwasserbereich der Küstenschutzbauten vorkommen. Er bevorzugt salzhaltige, sandige, tonige oder schlickige Böden. In Deutschland ist er nur an den Küsten und den vorgelagerten Inseln der Nord- und Ostseeküste zu treffen. Der Gewöhnliche Strandflieder wird in der Roten Liste der Gefäßpflanzen Deutschlands als gefährdet eingestuft.

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